Vorfreude

29. Nov 2023, 11:51
Herz, Schmerz und Glitzerglanz,
kitschiger Firlefanz
und mit dem Weihnachtsmann
kündet die Zeit sich an.

Schon mit dem Herbstbeginn
wird uns, wie Medizin,
Weihnacht ins Hirn gestreut
und uns fest eingebläut.

Doch so wie jede Lust
endet auch das in Frust,
denn gibt der Gier man nach,
wird die Lust schwach.

Deshalb, so war der Brauch,
lernte man Warten auch,
Kerzenkranz, Lichterzier,
eins, zwei, drei, vier.

Fasten und ruhig sein,
und sich auf Weihnacht freu'n,
bis in uns Sehnsucht brennt:
Das ist Advent.

Spätherbst

24. Nov 2023, 13:05
Drei, vier Blätter noch am Baum
hängen nach dem Lebenstraum.
Ach, wie war die Zeit doch toll,
als der Baum noch blättervoll,
grün und blühend und zumal
Früchte tragend überall.

Nun kehrt langsam Leere ein
und im schrägen Sonnenschein
wird es nicht mehr richtig warm
und die Blätter wirken arm,
so allein und nach und nach,
werden auch die drei noch schwach.

Oft genügt ein kleiner Hauch
und schon stehen Baum und Strauch
unversehens grau und kahl,
und ein letzter Sonnenstrahl
küsst die Nacktheit, die da leidet,
bis der Raureif sie bekleidet.
 

Symbol

23. Nov 2023, 13:02
Es ist ja so süß, wenn die Glocken klingen,
wenn Himmelslieder die Englein singen,
Maria und Josef das Kindlein wiegen,
und die Tiere im Stall große Augen kriegen,

oder besser bekommen, denn Krieg ist besch...eiden,
und was kriegen bedeutet, will keiner erleiden.
Denn in uns brennt anderes, was wir ersehnen.
Wir wünschen uns Frieden, gemeinsam mit jenen,

die vom dauernden kriegen genug längst haben,
sich lieber erfreuen an geistigen Gaben,
an Reimen und Liedern, selbst wenn man sie kennt.
Sie machen uns heimelig den Advent

und schaffen vertraute Geborgenheit
und etwas Ruhe in hektischer Zeit.
Wer braucht schon black fridays zur Christmas time,
ich hab es lieber gemütlich daheim.

Mag sein, dass kitschig und kindlich auch
der abendländische Weihnachtsbrauch,
doch das Krippenkind ist bloß Symbol und Ventil,
für das Feine und Reine, das geboren sein will.
 

Advent, Advent ...

22. Nov 2023, 13:33
Adventkuddelmuddel
Adventdauerstrudel
Adventmarkttouristen
und Punschstandartisten

Adventklimakleber,
Adventg'eichte Leber,
Adventstandlerkittel,
Adventabführmittel.

Adventrentierwäscher,
Adventschnäppchenhäscher
Adventglockenrotzen
Adventlichterprotzen

Adventschmusvermehrer
Adventmarktverehrer,
Adventsonnenbrillen,
Adventhendlgrillen

Adventstandlpilger
Adventpunschvertilger
Advent, Saus und Braus
Advent - und aus.
 

Am Anfang war das Wort

22. Nov 2023, 12:00
oder 'Die Waffen nieder'

 

Und wieder ist Krieg, ein endloses Sterben ...

Im Leiden vereint sind Mensch und Natur,

denn nicht nur beim Feind verbleiben die Kerben,

das Grauen zieht überall seine Spur.

Verlierer und Sieger sind Marionetten.

Wer Recht haben will, der ist nicht zu retten.

Mit Waffen wird kein Friede errungen.

Nur Worte sind hilfreich, gesprochen, gesungen.

Drum lasst uns singen, das Lied aller Lieder:

Die Waffen nieder!

 

Drum lasst uns reden, im Großen, im Kleinen,

solange wir reden, schweigt Waffengewalt.

Auch wenn wir die Meinungen nicht gleich einen,

sie wachsen und reifen, erlangen Gestalt,

und ringsum wird nirgendwo Blut vergossen.

Und macht uns das Reden des andren verdrossen,

ja wütend und zornig bis hin zum Erröten,

es kann uns verletzen, aber nicht töten.

Drum bleibt im Gespräch und bedenkt immer wieder:

Die Waffen nieder!

 

Drum bleibt im Gespräch, benützt Eure Gaben,

verbindende Worte sind göttlicher Hort.

Die Erde war wüst und im Finstern begraben,

das Wort war am Anfang und Gott war das Wort.

Und wurde zu Licht und hat uns beschieden,

es sinnvoll zu nutzen für Wohlstand und Frieden.

Dann wird nach Advent uns das Kindlein geboren,

dann ist alles gut und keiner verloren.

Drei Worte und jeder bewahrt seine Glieder:

Die Waffen nieder!

 

Adventzauber

13. Nov 2023, 13:41
Alles verzaubert:

Jahreszeiten in Geschäftszeiten
Eisblumen in Plastikbäume,
Bratapfelduft in Dieseldusel
Schneefahrbahnen in Salzpisten
Dunkelheit in Lichtspiele
Beschaulichkeit in Überstunden
Liebe in Geschenkartikel
Josef, Maria und Jesus in Hofer, Lutz und Müller
Erwartung in Übersättigung
Kerzenschein in Burn out
Geburt in Fehlgeburt
Adventstimmung in Advent ohne Stimmung

Wann kommt die Heilige Nacht,
die den Zauber hinwegnimmt ...

Der Lebenszug

18. Jun 2022, 21:12
Der Lebenszug fährt mit uns Ringelspiel.
Wir kennen weder Ausgangspunkt noch Ziel.
Erfassen können wir in dieser Welt
nur Leben, das in Raum und Zeit zerfällt.

Taucht aus dem Nichts und fährt ins Nichts zurück,
sammelt Wagone für das Lebensglück
und hängt sie wieder ab, nach langer Fahrt,
weil er sich dadurch Kraft und Mühe spart.

Doch hält er einmal an, fährt er sich fest,
wenn diese Welt, wenn Raum und Zeit er lässt?
Der Zug vom Urknall zur Endstation,
ist Wahrheit er oder Illusion?

Einsamkeit

24. Nov 2021, 14:59
Interregnum I

Allein zu sein ist keine Einsamkeit,
solange es mein Ich gibt, welches denkt,
ein Ich, das mir ein Du hält stets bereit
und mir ein Sehnen und ein Hoffen schenkt.

Doch wenn das Ich – aus irgendwelchen Gründen –
erkennt, dass dieses Du bloß Echo-Ton,
und alle Träume nur im Dunklen münden,
und selbst mein Ich zerfließt zu Illusion,

das Göttliche jedoch sich noch nicht zeigt
und das was Ich gewesen, ohne Zeit,
in eine dunkle Leere sinkt und schweigt,
dann weiß die Seele um die Einsamkeit.

Geburt

Verzweifelt klammert sich das Ich ans Nichts
und füllt die Schwerelosigkeit mit Tränen.
Sie werden so zu Boten jenes Lichts,
das in mir sprießen lässt ein neues Sehnen.

Das Tränenmeer stößt bald an seine Grenzen
und lehrt mich das Gesetz der Zweisamkeit.
Das Ich begehrt und fühlt die Spiegel glänzen,
der Schein gebiert das Du in Raum und Zeit.
Interregnum II

Doch nichts ist stärker als die Einsamkeit.
Sie lehrt geduldig mich und mit Geschick,
trotz meiner Gegenwehr und Eitelkeit,
von ihrem Sein, von Gott und Augenblick.

Sie lenkt das Sehnen über Glück und Du
und über permanentes Abschiednehmen
dem einen Ziel, dem Universum zu
und lässt mich hoffen ohne mich zu schämen.

Der Tod wird Pforte sein und Übergang
in jene Welten ohne Raum und Zeit.
Noch ist mein Ego stark und mir ist bang.

Noch füg ich lieber mich dem Spiegelzwang,
noch will ich leben, bin ich nicht bereit,
doch jenseits steht das Zeichen auf Empfang.

23.11.2021

Auto-(renschicksal)

28. Feb 2021, 12:29

Was ich hier niederschreibe

ist nur für mich gedacht.
Dabei hab ich Gedichte

für andere gemacht.
Doch blieb das Interesse

für sie bloß peripher,
und ich, der ich sie liebte,

tat sich damit recht schwer.

Fand ich doch meine Kinder

erbaulich, klug und fein,
sie schienen mir gefällig

und gut geformt zu sein.
Wenn ich sie präsentierte,

war Staunen ringsumher

und mancher, vorher skeptisch,

bewunderte sie sehr.

So schnell, wie sie gefallen,

Empfindungen geschürt,

hat man sie auch vergessen,

hinkünftig unberührt.

Warum das immer wieder

in dieser Form geschieht,
als ungelöste Frage

sich durch mein Leben zieht.

So bleiben diese Kinder

schlussendlich mir allein,
muss ich mit Ihnen kritisch,

zugleich auch liebend sein,
erkennen, was ihr Dasein

mit meiner Seele macht:
Das was ich niederschreibe,

ist nur für mich gedacht.

 

28.02.2021

 

Zuversicht

Manch einer hat es schon probiert
und kurzerhand die Welt regiert.
Auch wenn das regelmäßig scheitert,
wird so der Horizont erweitert.

Es gab schon vielerlei Regenten,
die sich als Auserwählte wähnten,
es gab verbrecherische Kerle,
und hin und wieder eine Perle.

Es waren Männer, Frauen, Kinder,
denn keiner ist der Macht zu minder,
doch sind vergessen all die Namen,
die einst geprägt den Weltenrahmen.
Nur eine herrscht schon seit Aeonen
und überdauert Zeit und Zonen.
Geburt und Tod und alles Leben
ist stets in ihre Hand gegeben.

Sie hat im Griff den Weltenlauf
und setzt sich grad die Krone auf.
Regiert uns Angst? Regiert uns Licht?
Welch Namen geb’ ich dem Gedicht?
Ich nenn es lieber Zuversicht.

31.07.2020

Himmel und Hölle

Wie bange ist mir, Altes hinzugeben.
Ich dulde Schmerzen, um es festzuhalten.
Und Schmerz drückt auf die Zuversicht im Leben,
dass ich imstand wär, Neues zu gestalten.

So führt die Bahn im Kreislauf der Spirale
nur stetig abwärts in die tiefsten Gründe,
bis mich die Qual gewordnen Schmerzsignale
daran erinnern: Stillstand, das ist Sünde.

Im Augenblick, da meine Kräfte schwinden
und ich gezwungen werde, loszulassen,
beginnen neue Kräfte, mich zu finden,
und ich lieg da, erschöpft, und kann’s nicht fassen.
Die Operation, sie ist gelungen.
Die Wunde blutet noch und wird verbunden.
Der Schmerz hat längst sein Abschiedslied gesungen.
Die Zuversicht kehrt heim: Ich werd gesunden!

Der Weltenlauf ist ständig in Bewegung.
Das Leben altert und wird wieder jung.
Gott lebt inmitten Stille und Erregung
und Gottes Name ist: Veränderung.

26.04.2020

Entbehrung

Ich brauche wieder Haut auf meinen Fingern,
die Haut des Du und Lust sie zu berühren.
So wie der Panther hinter seinen Zwingern
versterbe ich, kann ich die Welt nicht spüren.

Ich brauche wieder Funkenflug und Feuer
und auch den Wind, der es in mir entfacht,
bis es, entflammt zum Liebesungeheuer,
vom Du gezähmt wird – oder ausgelacht.

Ich brauche dieses Du mit allen Sinnen,
den Witz, die Stimme und die Phantasie,
ich brauch es außen und ich brauch es innen,
ich brauch es analog als Vis-à-vis.
Ich kann so manches und auch lang entbehren,
an Dingen geht mir selten etwas ab,
jedoch kann ich mich fürchterlich beschweren,
wenn ich geraume Zeit mein Du nicht hab!

(dem Corona-Virus ins Stammbuch geschrieben)

20.04.2020

Es

Die Regelwerke, die der Mensch erlassen,
die können diese Schöpfung nicht erfassen.
Trotz noch so kluger Bücher und Sentenzen,
das Universum lässt sich nicht begrenzen.

Auch Diktatur und Freiheit sind bloß Pole
auf Gottes grenzenloser Spielkonsole,
die so wie ihre Brüder Krieg und Frieden
Geschwister sind und trotzdem grundverschieden,

und dennoch gleichsam wieder eng beisammen,
weil alle sie aus einer Wurzel stammen;
ein Lebensbaum mit ungezählten Zweigen.
Ein in sich kreisender, bewegter Reigen.

Wie man den großen Geist am besten wohl beschriebe:
Den einen ist er Wahrheit, andren Liebe.
Für mich ist er das Ende des Gedichts,
ist zeitlos, reimlos, alles oder nichts.

27.03.2020

Heimwärts

Lesebuch
mit Gedichten von Josef Newerkla,
und Bildern von Prof. Willibald Zahrl
Verlag Berger Horn, 256 Seiten, 37 Abbildungen, humorvoll, besinnlich, gediegen,
Preis: € 25,--
beim Autor und in jedem guten Buchhandel.

Daher vorerst keine aktuellen Texte auf der Homepage.

 

Erscheinungstag: 18.02.2019